Nachruf
5. Juli 2020
Nach 59 Ehejahren versuche ich jetzt, die Erlebnisse, die ich mit meinem Mann hatte, neu einzuordnen. Am Anfang war mir wichtig, dass Rolf immer unterhaltsam war, dass mir sein Humor, seine Lebendigkeit, seine satirischen Kommentare und seine philosophischen Überlegungen Freude machten. Ich dachte, mit diesem Mann wird das Leben nicht langweilig, und das ist es auch nicht geworden.
Später, d.h. nach dem Studium, habe ich festgestellt, dass er nicht so viele Gesprächspartner finden konnte, wie er sich gewünscht hätte, und ich bin allen Freunden und Freundinnen dankbar, die gern mit ihm diskutiert haben.
Rolf war ein engagierter Lehrer, der am liebsten in Klassen und Kursen mit hohem Leistungsniveau gearbeitet hat. Er begeisterte lebhafte Unterstufenschüler ebenso wie kritische Abiturienten für die Fächer Deutsch und Geschichte. Seine Schülerbetreuung hörte nicht an der Schultüre auf, sondern er veranstaltete gern Freizeitaktivitäten und Treffen zu Hause mit kleinen und großen Gruppen. Als er schon pensioniert war, dachte er gern an die Nachtwanderungen mit Schülern rund um den Baldeneysee und an die Tischtennisturniere in unserem Garten zurück.
Die Website www.rolf-wilms.de zeigt eine Auswahl aus dem umfangreichen Bildmaterial, das Rolf hinterlassen hat. Hier kann man erkennen, wie aufregend sein Leben gewesen ist und mit welcher Leidenschaft er sich der Fotografie gewidmet hat.
Leider erlischt auch der lebendigste Geist durch Krankheit und Tod.
Margareta Wilms
Rolf Wilms
(Eintrag vom 27.07.2020)
Dies ist sinngemäß die Trauerrede, die ich, Rolf K. Wilms, bei der Beisetzung meines Vaters vorgetragen habe.
Lieber Papa, Du bist am 22.06.2020 von uns gegangen, so kann man es sagen. Deine Krankheit war zunächst unklar, später wurde Parkinson diagnostiziert. Die Entscheidung von uns zu gehen, war Dein gutes Recht, und ich bin froh darüber, dass dies von allen Seiten respektiert und unterstützt wurde. So bist Du dann in Deinem eigenen Bett zuhause gestorben.
Lieber Papa, geboren wurdest Du am 19.10.1937 in Rheydt. Deine Kindheit erlebtest Du im 2. Weltkrieg. Dein Vater ist in Rußland gefallen, ihn hast Du kaum gekannt. Aufgewachsen bist Du mit Deiner Mutter, Deiner Schwester Margitta und Deinem Bruder Dieter, ab 1951 in Essen. Deine Mutter, Dein Bruder und Deine Schwester sind relativ früh gestorben. Bis zuletzt stets an Deiner Seite blieb Deine Frau, die 16 Jahre alt war, als Ihr euch kennenlerntet. Ihr wart 59 Jahre lang verheiratet. Mit ihr hattest Du zwei Kinder, meine Schwester Monika und mich. In Essen lebtest Du bis nach Deiner Pensionierung. Dann bist Du mit meiner Mutter nach Caan im Westerwald gezogen. Erst vor ca. 1,5 Jahren zogt ihr wieder nach Essen.
Mit Deinen Freunden hast Du eine tiefe Beziehung gepflegt, besonders mit Deiner Cousine Giesela und Deinem Schulfreund Hans-Jörg Reifen. Gerne hast Du philosophische Themen diskutiert und meine ersten Lebensweisheiten bekam ich von Dir verständlich erklärt, z.B. über Gott oder über die Frauen.
Du wolltest eigentlich Mathematik Studieren, aber Dein Freund Hans-Jörg Reifen, der selbst Mathematikprofessor wurde, riet Dir damals davon ab. Dann wolltest Du Bergbauingenieur werden und hast selbst untertage auf der Zeche gearbeitet. Dir wurde jedoch klar, dass der Bergbau keine große Zukunft haben würde.
So wurdest Du schließlich Lehrer für Deutsch und Geschichte. Studiert hast Du in Münster. Als es einen Mangel an Mathematiklehrern gab, hast Du auch dieses Fach unterrichtet. Auch ich lernte die Anfänge der Bruch- und die Infinitisimalrechnung von Dir.
Die Beförderungsleiter als Lehrer hast Du schnell erklommen, bis zum Studiendirektor. Schulleiter wolltest Du aber nicht werden. Du sagtest mir einmal, das sei viel mehr Arbeit für wenig mehr Geld. Bei Deiner schnellen Beförderung war es sicherlich kein Nachteil, dass Du, neben Deinen guten Bewertungen, Dich in einer großen Volkspartei engagiert hattest und Geschäftsführer der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft in Essen warst. Deinen Beruf als Lehrer hast Du, nach einem Gymnasium in Oberhausen und dem Helmholtz-Gymnasium in Essen Rüttenscheid, die längste Zeit am Prinzengymnasium in Essen-Borbeck ausgeübt, bis zu Deiner Pensionierung.
Neben Deinem Beruf interessierte Dich besonders die Fotografie und das Reisen. Beides hast Du geschickt durch Deine Tätigkeit als Reisefotograf verbunden, gutes Essen kam dabei auch nicht zu kurz. So konntest Du auch die langen unterrichtsfreien Zeiträume, die man als Lehrer so hat, sinnvoll füllen.
Als Reisefotograf warst Du sehr erfolgreich. Zunächst nur mit Bildern, später auch mit Texten. Deine Reiseberichte wurden oft mit Millionen-Auflagen veröffentlicht, z.B. in der WAZ oder in der ADAC-Motorwelt. Ausstellungen gab es auch.
Dein Musikgeschmack war sehenswert, auch für mich und meine Freunde, damals als Jugendliche. Jimmi Hendrix, Iron Butterfly, Frank Zappa, Amon Düül, das war schon ziemlich cool und wir haben Deine Plattensammlung rauf und runter gehört.
Noch mehr haben dich Filme begeistert. Von einem erzähltest Du mir bei einem Spaziergang am Blauen See in Ratingen. Es ging darum, dass eine Welt mit Menschen und allem was dazu gehört, im Computer erschaffen wurde. Dann fanden diejenigen, die dies getan hatten, heraus, dass sie selbst nur simuliert werden. Und wie man in die nächste höhere Ebene wechseln kann. Und dann stellt sich natürlich die Frage: Wie viele Ebenen gibt es denn. Das fand ich faszinierend. Du hast es damals viel besser beschrieben. So gut, dass ca. 15 Jahre nach unserem Spaziergang folgendes passiert ist: Ich schalte eines Sonntagnachmitags den Fernseher ein und es läuft ein Film. Nicht einmal eine Minute später spürte ich: Das muss der Film sein, von dem Du mir damals erzählt hattest. Und so war es. Der Film heißt "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder.
Ich danke Dir dafür, dass Du uns ein guter Vater, Ehemann und Freund warst. Du hast Deiner Familie ein gutes Leben ermöglicht. Du hast mit uns viele unvergessliche Urlaube gemacht. Du hast mir wichtige Dinge beigebracht. Du warst jemand auf den wir uns verlassen konnten und auf den wir stolz waren.
Wir wollen uns nun Zeit nehmen, kurz innezuhalten, oder ein stilles Gebet zu sprechen. Auch mein Onkel Albert, der heute nicht hier ist, betet jetzt mit uns.
Ingrid Hufschmidt
(Eintrag vom 10.07.2020)
Liebe Rita,
wir trauern mit Dir und Deiner Familie über den Tod unseres lieben Freundes Rolf.
Lange war es für Jürgen ein großes Bedürfnis, seinen alten Schulfreund Rolf wiederzusehen. Etwa vor 12 Jahren ging sein Wunsch in Erfüllung. Eine alte Freundschaft wurde erneuert, die uns viele unvergessliche Stunden bescherte.
Dir, liebe Rita, wünschen wir in Deiner neuen Lebenssituation viel Kraft und gute Erinnerungen an Deine gemeinsame Zeit mit Rolf.
Mit stillem Gruß
Ingrid, Thorsten, Britta, Dörthe mit Familien