Nachruf
Nachruf Irene Etzersdorfer
Was man tief in seinem Herzen besitzt,
kann man nicht durch den Tod verlieren.
(Johann Wolfgang von Goethe)
In diesem Sinne sind wir froh, Frau Prof. Dr. Irene Etzersdorfer gekannt zu haben und dankbar, dass wir mit Ihr einen Weg gemeinsam gehen durften.
Sie war eine bemerkenswerte Wissenschaftlerin, deren Laufbahn als Zeithistorikerin begann, immer äußerst zielstrebig und konsequent in Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit. Man merkte, dass Sie mit Leidenschaft und Genauigkeit Ihrer Forschung nachging. Es war Ihre Passion, in Ihrem wissenschaftlichen Feld die Dinge zu durchdringen und ihr Wissen weiterzugeben. Sie begleitete dabei viele Studierende und lehrte mit größter Hingabe.
Neben ihren wissenschaftlichen Arbeiten publizierte sie Aufsätze in Zeitungen – etwa im „Spectrum“ der „Presse“ – und rezensierte Bücher, auch für den Rundfunk. So konnte sie ihr Wissen breiteren Kreisen vermitteln
Ihren Freunden und Kollegen war sie eine engagierte Diskussionspartnerin, die sachlichen Widerspruch und persönliche Wertschätzung vereinbaren konnte.
Irene hatte immer einen Blick für das Schöne, egal ob es sich um Kunst und Kultur oder Natur handelte, Sie genoss es, die Schönheit der Dinge auf sich wirken zu lassen.
In ihren historischen Arbeiten wie bei den Forschungen zu aktuellen Konflikten bemühte sie sich, beide Seiten kennenzulernen. Sie betrieb Studien vor Ort und führte Studentinnen und Studenten im Zuge von Exkursionen in diverse Krisengebiete. Im Gegensatz zu vielen anderen begnügte sie sich nicht, Konflikte aus der akademischen Elfenbeinturm-Perspektive zu analysieren, sondern war stets bemüht, vor Ort direkte Eindrücke zu gewinnen und den Studierenden zu vermitteln. Bemerkenswert waren ihr Engagement und ihre Sorge um ihre Studierenden – was im heutigen Universitätsbetrieb leider nicht mehr den Normalfall darstellt.
Mehrere Jahre lang war sie ein sehr engagiertes Mitglied einer Kommission des Menschenrechtsbeirates des Bundesministeriums für Inneres.
Manche Situationen im Leben forderten sie stark, doch Irene gab nie auf und meisterte Ihren Weg. Selbst als Sie von Ihrer Krankheit erfuhr, hat Sie nach vorne geschaut und die Hoffnung nicht aufgegeben. Leider war diese Erkrankung so schwer, dass Sie diesen Kampf nun verloren hat.
Wir tragen eine große Dankbarkeit in uns, dass wir einen Menschen wie sie kennenlernen durften und ein Stück des Weges mit Ihr zu gehen uns geschenkt war.
Wir, ihre Familie, allen voran ihre Mutter Herta, ihre beiden Kinder, Jonathan und Valerie, alle Freunde und Bekannten werden Sie vermissen und in den Herzen weitertragen.
Wenn uns Papst Johannes der XXIII tröstend sagt: „Unsere Toten gehören zu den Unsichtbaren, aber nicht zu den Abwesenden“ - so birgt dies die Hoffnung in uns, dass wir miteinander verbunden sind und uns in Liebe und Frieden die Hände reichen dürfen. Wir dürfen einander verzeihen und dankbar sein, dass es Hoffnung gibt.